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Weiterbildung im internationalen Vergleich




Die Qualität der Weiterbildung von Ärzten zu Fachärzten in Deutschland wird schon seit Jahren kritisiert. Bisher weisen die dafür zuständigen Kammern jede Kritik von sich, haben aber dieses Jahr eine von der Bundesärztekammer initiierte Evaluation mitgetragen. Es ist die Frage, wie aussagekräftig eine Bewertung ist, die von den in die Kritik geratenen Kammern selbst organisiert wird. Weiterführend ist hier der unabhängige Vergleich mit der internationalen Situation der Weiterbildung.

Als Beispiel für die Weiterbildung zum Facharzt hat die wissenschaftliche Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) am Beispiel der Facharztweiterbildung Allgemeinmedizin einen Report erstellt. Grundlage sind Interviews von drei eingeladenen Experten in der Weiterbildung Allgemeinmedizin aus den Niederlanden, Großbritannien und Dänemark, die vom 4.-6. Februar 2009 über drei Tage Vertreter aller an der Weiterbildung Beteiligten befragt haben. Im Einzelnen sind das Verteter der Bundesärztekammer, der Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin, der Krankenkassen und der Weiterbilder.


Hier geht es zum Originalreport


Die Ergebnisse als Zusammenfassung:

1) Das Image der Allgemeinmediziner ist im deutschen Gesundheitssystem relativ schlecht im Vergleich mit dem Rest Europas. Ein Allgemeinmediziner zu sein bedeutet ein Mangel an Prestige. Das hat Einfluß auf das gesamte System wie die Rekrutierung von jungen Allgemeinmedizinern, die Länge der Weiterbildung, die Qualität der Weiterbildung. Respekt für die Allgemeinmedizin, ein richtiges Workforce Management, d.h. eine Balance zwischen Arbeitsaufwand pro Mitarbeiter und richtiger Qualifikation, sind notwendig, um hier Fortschritte zu erzielen.


2) Das deutsche Gesundheitssystem schreibt dem Allgemeinmediziner keine zentrale Rolle zu. In Deutschland fungiert ein Allgemeinmediziner nicht als "Gatekeeper", d.h. er entscheidet nicht, wer zum Spezialisten gehen darf und wer nicht. Es gibt einen freien Zugang zu Spezialisten in Praxen, mit denen die Allgemeinmediziner konkurrieren.


3) Es gibt eine Finanzierungslücke zwischen den Ärzten in Weiterbildung Allgemeinmedizin und denen anderer Fachgebiete. Diese muß dringend geschlossen werden, sonst wird es zu wenige Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin als Nachwuchs geben. Das Finanzierungssystem hat sich historisch und strukturell entwickelt. Der richtige Geldfluß könnte hier viel bewegen.


4) Die Begeisterung und die Werte der Ärzte in Weiterbildung werden nicht gefördert und nicht genutzt


5) Es sind Weiterbildungscurricula mit garantierten Stellen notwendig, um die Nachwuchslücke zu schließen, sichere Karriereaussichten anzubieten und regionale Stellen zu besetzen.


6) Es gibt kein standardisiertes Curriculum für die Weiterbildung Allgemeinmedizin. Das Weiterbildungsziel für einen fertigen Facharzt für Allgemeinmedizin sollte genau beschrieben werden und Ärzten in Weiterbildung und Weiterbildern bekannt sein.


7) Es gibt keine Ausbildung für Weiterbilder in der Allgemeinmedizin. Die Auswahl von Weiterbildern geschieht lediglich anhand formaler Kriterien. Die Weiterbildung wird offensichtlich eher durch politische als inhaltliche Gründe bestimmt.


8) Ärzte in Weiterbildung erhalten keine Rückmeldung z.B. in Form von Tests während der Weiterbildung, die dem Lernen förderlich wäre. Auch die Facharztprüfung am Ende der Weiterbildung sollte überdacht werden und mehr in Einklang mit den wirklichen Anforderungen eines Facharztes für Allgemeinmedizin gebracht werden.


9) Es gibt begeisterte Weiterbilder in der Allgemeinmedizin. Doch werden diese nicht ausreichend unterstützt und haben kaum eine Stimme in der Ärztekammer. Versuche, dies zu ändern, scheitern meist durch konkurrierende Interessen, z.B. von Spezialisten oder aus anderen politischen Gründen.


10) E-Learning scheint sich in einigen Teilen Deutschlands zu entwickeln. Doch kann es nicht alleine die Lösung darstellen, ohne die oben beschriebenen Maßnahmen umzusetzen. Das gemischte Lernen ist für das breite Curriculum der Allgemeinmedizin der bessere Ansatz, zumal in der Allgemeimedizin auch die Probleme in einen Gesamtzusammenhang gestellt werden müssen und auch sogenannte Softskills erlernt werden sollen. Webbasierte Lösungen sind geeignet, um den Fortschritt der Weiterbildung nachzuvollziehen und zu bewerten.


Vergleich der deutschen Weiterbildung Allgemeinmedizin mit bewährten Methoden in der EU

Die Länge der Weiterbildung Allgemeinmedizin beträgt 5 Jahre und entspricht damit den EU-Standards. In der Theorie besteht also die Möglichkeit einer guten Weiterbildung für die Allgemeinmedizin. Doch nach Sicht der internationalen Experten werden diese Möglichkeiten nicht vollständig genutzt. Im Folgenden werden die Standards und darunter in kursiv die Kommentare zur Situation der Weiterbildung in Deutschland aufgeführt.


1) Das Weiterbildungsprogramm Allgemeinmedizin wird von dem Fach Allgemeinmedizin selbst beschrieben und von anderen Interessensvertretern im Gesundheitssystem anerkannt.

Aktuell haben Interessensvertreter anderer Fachgebiete die Mehrheit in der Ärztekammer und setzen sich daher bei Entscheidungen durch. Deshalb haben sie die Macht, die Weiterbildung in einem Gebiet zu bestimmen, in dem sie sich nicht auskennen. Das hat keinen Sinn: Ein Allgemeinmediziner muß anderen Spezialisten als gleichwertig anerkannt werden und muss ein Recht auf Selbstbestimmung haben.


2) Nationale Programme für die Allgemeinmedizin basieren auf einem Curriculum des Fachgebiets, wobei das Curriculum vom Fachgebiet entwickelt wird, die europäische Definition der WONCA (Word family doctors caring for people) die Grundlage darstellt.

Es gibt kaum Hinweise, dass die Ergebnisse der EU-Konsensus-Initiative, die 2005 abgeschlossen wurde, in Deutschland wahrgenommen und in die Weiterbildung Allgemeinmedizin integriert worden ist.



3) Das Curriculum der Weiterbildung Allgemeinmedizin beschreibt die notwendigen Kompetenzen, die ein zukünftiger Facharzt für Allgemeinmedizin bewältigen kann. Dabei werden die Lern- und Bewertungsmethoden beschrieben

Es gibt anscheinend keinen alles umfassenden Plan, sondern eine Liste an Kompetenzen, die ein Arzt in Weiterbildung sich abzeichnen lassen muß. Dabei handelt es sich vor allem um technische Kompetenzen, wie Ultraschall. Für einen Außenstehenden, der in einem anderen Gesundheitssystem in der EU arbeitet, haben sie wenig mit dem ganzheitlichen patientenzentrierten Curriculum eines Allgemeinmediziners zu tun. Dazu kommt, dass diese Listen häufig geändert werden und wenig dazu beitragen, eine angemessene Wertegrundlage für die Ärzte in Weiterbildung zu schaffen.


4) Das Weiterbildungsprogramm wird maßgeschneidert, um die Weiterbildungsbedürfnisse der zukünftigen Allgemeinmediziner zu erfüllen. Das heißt, das Weiterbildungsstellen in der Allgemeinmedizin und in Krankenhäusern eine spezielle Weiterbildung für die Allgemeinmedizin anbieten.

Es gibt anscheinend wenig Unterschied zwischen jungen Ärzten, die für ein Spezialfach weitergebildet werden und Ärzten, die sich in der Weiterbildung Allgemeinmedizin befinden. Das heißt, sie haben anscheinend parallele Krankenhausstellen, während die Erfahrung und die Weiterbildung, die sie für jedes Fachgebiet benötigen, erheblich voneinander abweichen. Es wird anscheinend nicht gesehen, dass Allgemeinmediziner diese Weiterbildungsstellen benötigen, um angemessen weitergebildet zu werden.


5)Im Ausland wird der zukünftige Allgemeinmediziner vor allem in der Allgemeinmedizin weitergebildet, wo allgemeinmedizische Patienten gesehen werden.

Auch hier erscheint die Weiterbildung nicht auf die Bedürfnisse eines gut weitergebildeten zukünftigen Allgemeinmediziners zugeschnitten zu sein. Die längste Zeit der Weiterbildung sollte in der Allgemeinmedizin stattfinden, optimalerweise bei mehr als einem Weiterbilder


6)Weiterbildungsstellen in Krankenhäusern und in der Allgemeinmedizin sollten bestimmte Weiterbildungsstandards erfüllen (Art und Anzahl der Patienten, Supervision, Rückmeldung usw.). Weiterbildungsstellen sollten daher nach bestimmten Kriterien zugelassen werden, wobei dies in bestimmten Abständen wiederholt werden sollte.

Auch wenn es einige Hinweise auf eine Zulassung und Überprüfung der Weiterbildungsstellen gibt, ist sie signifikant schlechter entwickelt als dies den Standards in anderen EU-Ländern entspricht. Normalerweise gibt es ein Grundgerüst von regelmäßiger externer und interner Bewertung und Akkreditierung von Weiterbildungsstellen, die Standards entsprechen müssen.


7) Weiterbilder im Krankenhaus und in der Allgemeinmedizin sollen bestimmte pädagogische Standards erfüllen, d.h. sie sollten an Ausbildungs-Kursen teilgenommen haben, die den Akkreditierungsstandards für Weiterbilder entsprechen.

Auch hier zeigt sich, dass das "Train the trainers"- und Akkreditierungssystem in Deutschland im Vergleich zum EU-Ausland signifikant unterentwickelt ist.


8) Weiterbilder, Ärzte in Weiterbildung und Weiterbildungsprogramme sollten von lokalen Weiterbildungsorganisationen der Allgemeinmedizin unterstützt werden.

Es kam [europaweit, Anm. d. Red.] zu einer ausgeprägten Entwicklung von Weiterbildungsnetzwerken, die den oben genannten Standards entsprechen, als die Zuständigkeit für diese lokalen Programme dezentralisiert wurde. In den verschiedenen deutschen Bundesländern gibt es unterschiedlichste Vorgehensweisen, aber wenig Hinweise dafür, dass damit der Allgemeinmedizin geholfen und das eine regionale Auswirkung haben würde.


9) Der Arzt in Weiterbildung sollte direkt nach Eintritt in das Weiterbildungsprogramm Anspruch auf die für die gesamte Weiterbildung notwendigen Weiterbildungsstellen und auf ein strukturiertes Weiterbildungsprogramm haben.

Auch hier gibt es einige hervorstechende Beispiele in Deutschland, aber ingesamt gibt es keine wirklichen Bemühungen, die Begeisterung der Ärzte in Weiterbildung zu nutzen und Rotationen durch die Weiterbildungsstellen zu organisieren. Das würde auf einen Schlag die Relevanz der Weiterbildung Allgemeinmedizin erhöhen sowie die regionale Möglichkeit der Weiterbildung Allgemeinmedizin verbessern.


10) Die Arbeitsbedingungen der Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin sollen eine gute Work-Life-Balance erlauben, die Platz einräumt für eine persönliche und soziale Entwicklung - und Zeit, sich über die eigene berufliche Entwicklung Gedanken zu machen.

Aufgrund des Mangels an formalen Rotationen und aufgrund sich immer wieder verändernder Weiterbildungsordnungen arbeitet der Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin in Deutschland unter Stress, nur ihr starker Optimismus und ihr Einsatz hält sie hier aufrecht. In den Ländern der Experten (Dänemark, U.K., Niederlande) haben Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin eine geschützte Zeit, um sich Gedanken über ihre Tätigkeit und die Weiterbildung zu machen und die Sicherheit, dass sie sich für eine bestimmte Anzahl an Jahren in einem strukturierten Weiterbildungsprogramm mit geregelter Rotation befinden. Damit können sie ihr Leben angemessen planen.


11) Die Arbeitsbedingungen und andere Bedingungen sollten für Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin sowie für Ärzte in Weiterbildung anderer Fachgebiete gleich sein.

Es gab wiederholt Bespiele dafür, dass Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin im Vergleich zu denen in Weiterbildung anderer Fächer als 2. Klasse behandelt wurden. Die Allgemeinmedizin muß als Disziplin anerkannt werden, die ihr eigenes Recht mit ihren eigenen Werten hat sowie die Kontrolle über die Weiterbildung und die Forschung im eigenen Fachgebiet. Dieses Recht ist überall sonst festgeschrieben und akzeptiert


Der Zustand in Deutschland im Jahre 2009 ist, dass die Weiterbildung Allgemeinmedizin diese Kriterien 1-11 nicht erfüllt.


Empfehlungen:

1) Dem Facharzt für Allgemeinmedizin im Gesundheitssystem einen neuen Stellenwert geben.


2) Den Wettbewerb und den uneingeschränkten öffentlichen Zugang zum Gesundheitssystem regulieren


3) Die Bezahlung der Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin und Ärzte in Weiterbildung anderer Fachgebiete überdenken und anpassen.


4) Programme für die Weiterbildung Allgemeinmedizin mit garantierten Stellen müssen aufgebaut werden.


5) Eine Kontrolle der Weiterbildungsqualität in Sinne von Rückmeldesystemen für die Ärzte in Weiterbildung (Tests,praktische Übungen, Kolloquien usw.) erscheint in Deutschland unterentwickelt und sollte reformiert werden.


6) Unterstützung der Weiterbilder und der Weiterbildungspraxen, nicht nur strukturell, sondern auch was die Weiterbildung selbst betrifft.


7) Kommunikationstechniken sind eine essentielle Komponente der Weiterbildung Allgemeinmedizin und braucht einen geschütze Zeit im Curriculum. Ein ausreichender Standard sollte von jedem Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin erreicht werden.


Da die Weiterbildung Allgemeinmedizin die internationalen Standards nicht erfüllt, sollte die Rolle der Ärztekammer in Frage gestellt werden. Internationale Erfahrungen zeigen, dass die Weiterbildung in der Verantwortlichkeit des jeweiligen Fachgebietes liegen sollte. Das ist aktuell in Deutschland nicht der Fall.

Kontakt über info@der-neue-hippokrates.com
oder direkt an die DEGAM-Geschäftsstelle: walther@degam.de oder telefonisch unter: Tel.: 069 - 65 00 72 45


Autor: Der Neue Hippokrates





Kommentare zu dieser News:

Datum: Mi 03 Mär 2010 14:57
Von: Ärztekammer Niedersachsen


Im folgenden geben wir eine Reaktion des Weiterbildungsausschusses der Landesärztekammer Niedersachsen wieder:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

es kursiert ein Report „Weiterbildung im internationalen Vergleich“ der DEGAM, für den der „Neue Hippokrates“ verantwortlich zeichnet. Dieser Report basiert auf einer sich über einen Zeitraum von drei Tagen erstreckenden Befragung von Vertretern der Bundesärztekammer, Ärzten in Weiterbildung in Allgemeinmedizin, Krankenkassen und Weiterbildern.

Die Interviews führten „drei eingeladene Experten in der Weiterbildung“ (gemeint ist wohl: In Fragen der Weiterbildung) Allgemeinmedizin aus den Niederlanden, Großbritannien sowie Dänemark. Sprachliche Unschärfen finden sich zuhauf im gesamten Text und sind für eine neutrale Bewertung wenig geeignet.

Der Prolog bereits lebt, ebenso wie die zehn formulierten Ergebnisse (in der Zusammenfassung) von Mutmaßungen und Unterstellungen, die zumindest unserer Kammerarbeit resp. den Bemühungen unseres Weiterbildungsausschusses, in dem die Allgemeinmedizin mit drei Vertretern überproportional besetzt ist, nicht gerecht werden.

Ferner ist die Ärztekammer Niedersachsen engagiert in einem vom Ministerium berufenen Arbeitskreis Allgemeinmedizin tätig, dem auch die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen und ebenfalls Vertreter der Krankenkassen angehören.

Seit einigen Jahren haben wir zudem einen eigenen Arbeitskreis Allgemeinmedizin etabliert, der sich mit Fragen der Verbesserung der Situation dieses Faches intensiv befasst. Somit beschäftigt sich die Ärztekammer Niedersachsen sehr ernsthaft mit der Allgemeinmedizin und ihrer Weiterbildung. Wir bringen also im Vergleich zu anderen Facharztkompetenzen für die Allgemeinmedizin überproportional viel Zeit, finanzielle Ressourcen und „men power“ auf.

Zu 1.:
Sofern beklagt wird, dass „das Image der Allgemeinmediziner im deutschen Gesundheitswesen relativ schlecht im Vergleich mit dem Rest in Europa ist“ (hier fragt sich der Leser, was sowohl in concreto als auch in cumulo mit diesem Terminus wohl gemeint sein mag) und „ein Mangel an Prestige bedeute“ liegt die Lösung des Problems doch in erster Linie bei den allgemeinmedizinischen Weiterbildern; heißt es doch unter 1): „eine Balance zwischen Arbeitsaufwand pro Mitarbeiter und richtigen (was ist das?) Qualifikationen.“

Zu 2.:
Hier heißt es: „Es gibt einen freien Zugang zu Spezialisten in Praxen, mit denen die Allgemeinmediziner konkurrieren.“ Das kann man sowohl beklagen, als auch begrüßen. Spezielle fachärztliche Fragestellungen werden letztlich immer nur von (Fachgebiets-)experten geklärt werden können.

Zu 3.:
Die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin war die erste geförderte ärztliche Weiterbildung. Die Kammern lassen sich „angemessene“ Vergütungen bestätigen.

Zu 4.:
Was heißt: „Die Begeisterung und die Werte der Ärzte in Weiterbildung (ist hier nur die Allgemeinmedizin gemeint?) werden nicht gefördert und nicht genutzt“? Inwieweit dies bei den Vertretern des Faches Allgemeinmedizin so ist, sei dahingestellt. Uns ist schleierhaft, wie die Autoren zu dieser Behauptung, die unbelegt ist, kommen. In unserer alltäglichen Arbeit sehen wir das Gegenteil!

Zu 5.:
Die Ärztekammer Niedersachsen kümmert sich intensiv um die Etablierung von Verbundweiterbildungsmöglichkeiten.

Zu 6.:
Es gibt sehr wohl definierte Weiterbildungsinhalte nebst dazugehöriger Richtlinien. Zudem werden jährlich zu dokumentierende (Weiterbildungs-) Gespräche geführt, die sowohl den jeweiligen Weiterbildungsstand als auch prospektiv zu erwerbende Fähigkeiten beschreiben

Zu 7.:
„Politische Gründe“ sind für unsere Kammer bei der Erteilung von Weiterbildungsermächtigungen nicht ausschlaggebend. Vielmehr liegen hierfür Daten, Zahlen, Fakten und, nicht selten persönliche Kenntnisse der Verhältnisse vor Ort, zugrunde.

Zu 8.:
Die o. g. jährlichen Gespräche sind zu belegen.

Zu 9.:
In unserem 12-köpfigen Weiterbildungsausschuss sind drei Fachvertreter der Allgemeinmedizin vertreten.

Zu 10.:
E-Learning ist ein Baustein, der in der Tat zunehmende Bedeutung erhalten muss und wird. Das gilt aber für alle anderen Spezialisierungen auch. Klar im Vordergrund der Weiterbildung steht das Erlernen der Fertigkeiten in der Praxis unter der Anleitung eines zur Weiterbildung Ermächtigten.

Allein diese Auflistung zeigt die Vielzahl vorhandener und von den Ärztekammern etablierten Regularien.

Somit hat sich der im zweiten Teil des Reports aufgeführte „Vergleich der deutschen Weiterbildung Allgemeinmedizin mit bewährten Methoden in der EU“ erübrigt.

Fazit:
Der Weiterbildungsausschuss der Ärztekammer Niedersachsen lehnt die Schlussfolgerungen des Autors „Der Neue Hippokrates“ ab.

Insbesondere die Forderung und Schlussfolgerung, „die Rolle der Ärztekammer sollte in Frage gestellt werden“ muss ebenso aufs schärfste zurückgewiesen werden wie die Forderung, „dass die Weiterbildung in der Verantwortlichkeit des jeweiligen Fachgebietes liegen sollte.“

Der Ausschuss Ärztliche Weiterbildung der Ärztekammer Niedersachsen konzediert aber auch: „Es ist nicht so gut, dass es nicht noch besser werden könnte.“

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Dr. med. dent. H.-W. Krannich
Ärztlicher Geschäftsführer
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