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Krankmeldungen notwendig?


Es ist wieder Grippezeit. Die Praxen sind voll mit Patienten, die Schnupfen und Husten und Gliederschmerzen haben, fiebern und vor allen Dingen aus einem Grund zum Arzt gehen: Sie müssen sich krank schreiben lassen. Je nach Arbeitsvertrag und Arbeitgeber sind Krankmeldungen in Deutschland ab dem 3. Krankheitstag oder auch schon ab dem ersten notwendig.

Wenn ein Patientenpulk von 40 Patienten um kurz nach acht in die Praxis hineinstürmt, dann entstehen zwangsläufig Wartezeiten. Da sitzen sie nun wieder, die leicht kranken, vergrippten Menschen, die im Wartezimmer ihre Erreger verteilen und jeden anstecken, der noch gesund ist. Nach und nach wird auch das Praxispersonal krank: Jede medizinische Fachangestellte, wie heute die Arzthelferinnen genannt werden, hat es schon erwischt. Auch wir Ärzte waren schon krank, schleppten uns zum Teil mit Paracetamol durch den Tag, nicht selten kränker als die Patienten, die uns konsultieren. Wenn Selbständige nicht arbeiten wird es teuer. So tragen auch die Ärzte dazu bei, dass jeder Patient auch in diesem Winter wieder die Grippe bekommt, übrigens auch die geimpften. Die in diesem Jahr zum Grippeschutz verwendeten Stämme sind wohl hierbei gerade nicht beteiligt. Es sind eben mehr „grippale Infekte“, wie es dann auch in der Diagnose auf unzähligen gelben Krankmeldungsscheinen heißt.

In den Niederlanden müssen sich die Patienten die ersten 14 Tage gar nicht krank schreiben lassen. Das sei Sache zwischen Angestellten und Arbeitgebern. Erst nach Ablauf dieser Zeit müssen die Patienten in ein spezielles arbeitsmedizinisches Zentrum, das über die Arbeitsfähigkeit entscheidet. Der niedergelassene Arzt wird hier nicht zum Richter, ob ein Patient arbeiten kann oder nicht, das Vertrauen zum Patienten wird nicht untergraben. Auch in Großbritannien ist es Usus, dass erst ab der 2. Krankheitswoche eine „sick note“ vorgelegt werden muss. Danach entscheiden allerdings dann auch dort wieder die Ärzte, über die Arbeitsfähigkeit. Gerade bei kleineren Infekten, wie der Erkältungsgrippe, solle der Patient mit möglichst wenigen Menschen Kontakt haben, um die Krankheitserreger nicht zu verteilen, sagt eine britische Ärztin gegenüber einem Redakteur unserer Redaktion. In den Niederlanden ist es gar unverständlich, dass Hausärzte überhaupt die Aufgabe haben könnten, für Krankmeldungen zuständig zu sein.

Wie können wir das in Deutschland ändern? Ist die Sorge berechtigt, dass die Arbeitnehmer das schamlos ausnutzen und blau machen, wenn sie keine Krankmeldung brauchen? Warum funktioniert das in anderen Ländern wie in Großbritannien und den Niederlanden? Oder gibt es doch noch andere funktionierende Kontroll- und Motivationsmechanismen, die greifen würden?

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Autor: Der Neue Hippokrates